Rock am Ring 2025: Mein Sonntag
- Michael Scharsig
- 11. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Der finale Tag für Rock am Ring 2025 und der jedes Jahr wiederkehrende Gedanke: Wie konnte das alles so schnell vorübergehen? Ein Jahr Vorfreude, eine Woche Festival und plötzlich beginnt der ganze Spaß wieder von vorne. Das alles geht einem schon kurz nach dem Aufstehen durch den Schädel. Dabei hatte der letzte Tag noch gar nicht begonnen. Umso ironischer, dass er für einige von uns tatsächlich schon das Ende bedeutete. Denn das Wetter war dieses Jahr wirklich erbarmungslos. Die Campingplätze wurden so in Mitleidenschaft gerissen, dass viele Leute bereits nach Hause fuhren. Wir entschieden uns für einen Kompromiss. Den Sonntag mitnehmen, aber bereits nachts zu fahren. Der mit Abstand anstrengendste Tag hatte es in sich.
Auch wenn es hier vordergründig um Musik gehen soll, möchte ich euch zumindest einen Absatz lang vom Drumherum erzählen. Die Entscheidung nachts zu fahren, bedeutete nämlich auch, alles vorher abzubauen, zu packen und durch die schlammigen Hügel der Campingplätze im C-Bereich zu schleppen (eine Entscheidung, die ich später noch bitter bereuen sollte). Doch nicht nur das. Wir entschieden uns außerdem Pfand zur Pfandstation des Lidl-Rockstore zu bringen, was uns mit dem Marsch entgegen unserer Parkplätze und einer gefühlt endlos dauernden Wartschlange weitere Stunden kostete. Gleichzeitig musste die Sonne am letzten Tag so tun, als hätte sie uns nicht im Stich gelassen. Ich verpasste mit Dead Poet Society, The Warning, Amira Elfeky und VOWWS gleich vier weitere Acts.
So begann der Festival-Sonntag für mich erst um 19:25 Uhr mit The Ghost Inside auf der Mandora Stage. Die Metalcore-Truppe lieferte allerdings ordentlich ab und hob meine Stimmung schnell. Den Rest erledigten die Teufelsspieße, die zwar im Gegensatz zu ihren Preisen immer kleiner werden, aber sei es drum. Die Rock-am-Ring-Laune war schnell wieder hergestellt. Als Nächstes stand Will Ramos mit seiner Deathcore-Formation Lorna Shore auf dem Programm und auch die zweiten Amis des Tages zeigten sich spielfreudig mit bebenden Riffs und Ramos‘ unvergleichlich dämonischer Stimme. Da ich mir weder den kriminellen Spinner auf der Utopia Stage anschauen wollte, noch irgendwas mit der Musik von Powerwolf auf der Mandora anfangen kann, zog es mich einmal mehr zu meiner geliebten Orbit Stage nach ganz vorne.
Dort demonstrierten Thrown von Minute 1 an, warum sie zu den aufgehenden Sternen am Metalcore-Himmel gehören. Die groovigen Rap-Shout-Vocals von Marcus Lundqvist und die energiegeladene Musik der schwedischen Band gehören für mich auf jeden Fall zu den bodenständigsten Überraschungen des Abends. Eigentlich wollte ich mir direkt im Anschluss noch Terror anschauen, doch zu mehr als einem halben Song hatte es nicht mehr gereicht. Denn ich hatte ja noch eine Verabredung auf der Utopia Stage zum Headliner des Abend: Korn. Und wenig überraschend lieferten Jonathan Davis, die warum auch immer zum ersten fucking Mal Headliner am Ring waren, eine großartige Show. Ich würde sogar behaupten: Dafür, dass sie im Vorfeld der Headliner mit der geringsten Euphoriewelle waren, haben sie anschließend im Allgemeinen das positivste Feedback erhalten.
Nach ihrer Show wanderten die Massen zum heimlichen Main Act des Festivals: Sleep Token auf der Mandora Stage. Die Temperaturen fielen mittlerweile auf unter 5 Grad Celsius samt Wind und ich bin ehrlich. Ich war nur noch froh, als das alles irgendwann zu Ende war. An Sleep Token lag es nicht. Dafür ist die Band um Sänger Vessel zu hochtalentiert und der Auftritt zu professionell. Allerdings bin ich kein Fan des neuen Albums Even In Arcadia, wovon sie wirklich sehr viel spielten. Mir war nur noch kalt, Anlass zur Bewegung lieferten die Briten nun mal nicht und zu alledem wurde auch die Atmosphäre klanglich von nebenan gestört. Denn immer, wenn es richtig ruhig und melancholisch wurde, sprang der Hard-Techno von Brutalismus 3000 auf der Orbit Stage und der kölsche Rock von Kasalla auf der Atmos Stage dazwischen. Durchweg einfach ein seltsamer Tag.
Fazit Tag 3
Es kann ja nicht jedes Jahr jeder einzelne Festival-Tag ein Highlight sein. So würde ich sagen, dass ich meine Tage bei Rock am Ring 2025 mit jedem weiteren Tag eher schwächer bewerten würde. Dafür kann der Veranstalter allerdings nicht viel. Hier bemängele ich eigentlich nur das nervige Ampelsystem der Utopia Stage, die Idee mit den Special Guests und ein teilweise seltsames Timing von Artists. Die vierte Bühne, die Akustik der Bühnen, die Bildschirm-Würfel, generelle Abläufe und Prozesse, das alles hat sich deutlich verbessert. Der große Stimmungskiller war dieses Jahr einfach das Wetter. Was aber nicht davon ablenkt, dass ich trotzdem sehr viel Spaß hatte und einmal mehr viele großartige Auftritte erleben durfte. Trotz Bandscheibenvorfall dank der Schlepperei... Nächstes Jahr ist bereits gebucht. Selbstredend.










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