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Bad Omens - Concrete Jungle [THE OST] (2024)

  • Autorenbild: Michael Scharsig
    Michael Scharsig
  • 3. Juni 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Achtung, Hype-Band! Neben Bring Me The Horizon, Sleep Token oder Lorna Shore erfährt seit einigen Jahren wohl keine Band so viel Aufmerksamkeit, wie das Genre-flexible Quartett aus Richmind, Virginia. Inmitten der Suppe an Bands, die im Metalcore-Trend mitschwimmen, brachen Noah Sebastian und Co. spätestens mit ihrem ikonischen Album The Death Of Peace Of Mind aus allen Mustern aus und katapultierten sich ins Rampenlicht. Völlig zurecht. Doch ist es taktisch clever, als Follow-Up ein experimentelles Konzept-Album zu droppen?


Artwork des Albums "Concrete Jungle" von Bad Omens

 

Concrete Jungle [The OST] umfasst stolze 26 Tracks, versteht sich aber nicht als normales Album, sondern ist eine Art fiktiver Soundtrack. Ein Mix aus neuen Songs, Remixen und Live-Tracks, samt Features mit weiteren „Genre-Bendern“ wie Poppy, HEALTH, Bob Vylan und Wargasm. Alles, was hier zu hören ist, soll praktisch von einem düsteren, industriellen Klangbild umhüllt werden und als Bindeglied zu der Geschichte einer Concrete Jungle-Comicserie verstanden werden. Ich liebe Kreativität, ich liebe den Mut zu diesem Experiment.


Sowohl die neuen Tracks als auch die Remixe und Live-Versionen werden von Instrumentals angeführt, die jeweils die Namen von Festplatten-Links besitzen. Los geht’s dann mit V.A.N., dem Industrial-Metalcore-Brett mit Poppy am Mikrofon. Bad Omens selbst liefern hier lediglich den düsteren Sound. Die elektronischen Drums, die Screams, der Breakdown – das alles funktioniert, so weird es auch erscheint. Mit SWARM und HEALTH folgt dann bereits der zweite Song The Drain, bei dem die Band den Stilen ihrer Gäste viel Platz einräumt. Wäre da nicht Sebastians Gesang, der praktisch aufzeigt: SO klingen auch wir, gewöhnt euch daran. Inklusive melodischer Stimmen, die im Hintergrund The Death Of Peace Of Mind summen. Stark.

 

Metalcore, Cyberpunk und elitäre Gästeliste

 

„Bekommen wir jetzt endlich Metalcore?“ – Nein. Lass uns doch erstmal einen Hip-Hop-Track mit Bob Vylan abfeuern, der Vocal-Schnipsel aus Artificial Suicide einstreut. Nach rund zwei Minuten enden die summenden Basslines und hallenden Percussions von Terms and Conditions dann und Hedonist [Recharged] gibt die Bühne frei für Wargasm. Endlich grooven sich schwere Gitarren durch die Boxen, während die Drums DnB-like das Tempo anheben. Es ist schon bemerkenswert, wie sehr Noah Sebastian nach fünf Tracks in den Hintergrund tritt. Das ändert er dann aber in der melancholisch-elektronischen Popnummer Even, bei der seine Sex-Stimme ( :D ) zu coolen Drums und atmosphärischen Pads losledern darf. Es folgt ein instrumentaler und orchestraler Interlude zum nächsten Album-Highlight.


Anything > Human ist das Sequel, auf das viele Fans seit dem letzten Album gewartet haben dürften. Sebastian und ERRA singen und grölen auf einen epischen Breakdown hin, unterstützt von einem kraftvollen und melodisch einwandfreien Chorus. Ohne große Experimente, aber dafür rigoros umgesetzt. Direkt danach fliegt uns mit Digital Footprint ein erneut instrumentaler, dafür aber umso coolerer Cyberpunk-Mix aus Dark Wave und Tech-House um die Ohren. Druck auf den Kicks, Bässe tief und die Sytnhs drehen frei. Ich bin happy. Fast vergessen, dass ich hier gerade ein Album von Bad Omens höre. Auch Nervous System mit iRis.EXE behält die dystopische Atmo bei, setzt beim clubbigen Tempo ein paar BPM drauf und Gitarren nur sehr dezent ein.


Pressefoto der Band Bad Omens

Echtes Konzept oder Marketing-Gag?

 

In dieser Review wollte ich mich ausführlich mit den neuen Tracks auseinandersetzen, weiß aber, dass ein abschließendes Fazit bei einem Konzept-Album nur dann Sinn ergibt, wenn auch die anderen beiden Teile, also die Remixe und Live-Versionen, einbezogen werden. Vor allem bei den Remixen bin ich ehrlich gesagt ein wenig ratlos, weil sie eben nicht immer nach Konzept aussehen oder zumindest nicht mit der Produktionsliebe der neuen Songs behandelt wurden.


So wirken die „Unzipped“-Versionen von Artificial Suicide und The Grey beispielsweise wie für Spotify aufgemotzte Sped-Up-Versionen der Originale. Da ich nicht der größte Fan hochgepitchter Stimmen UND Dub-Tracks bin, verliert So Wylie im Vergleich mit WE ARE FURY. Beide haben sich The Death Of Peace Of Mind vorgeknöpft. Letzterer hat mit seiner dunklen Elektronummer aber den Geist des Albums deutlich besser getroffen.


Dahlias Lo-Fi-Remix von Bad Decisions ist nett umgesetzt und lehnt sich mit seinen Klanglandschaften sinnvoll an die Idee des Soundtracks an. Let’s Eat Grandma (top Name) und Chief spannen zumindest stilistisch den Bogen zur Synthwave-Welle, die das Album schlägt. Die Live-Nummern sind im Anschluss dann eine Art Best-Off und überzeugen zwar auf ganzer Linie, doch so richtig will bei mir die Grundidee des Konzeptes nicht aufgehen. Sei es drum. V.A.N., Artificial Suicide und The Death Of Peace Of Mind fangen die Energie der Auftritte perfekt ein und hätte ein eigenständiges Album verdient gehabt.


Fazit: ⭐⭐⭐ / 5


Concrete Jungle (The OST) flext mit reihenweise Features, die wie Bad Omens selbst das Image genießen, Genre-Mixer der Zukunft zu sein. Das passt zu dem Konzept, das die PR uns verspricht. Aus meinen Augen funktioniert das spätestens nach den neuen Tracks nicht mehr. Die Remixe werfen mich raus, die zugegeben guten Live-Versionen fangen mich nicht mehr auf. Betrachten wir die cineastischen Songs der ersten Hälfte für sich, gebe ich Pluspunkte für die Risikofreude und die stilistische Richtungsweise. Große Banger wie auf dem Vorgänger dürfen mit Ausnahme von V.A.N. und Anything > Human aber nicht erwartet werden.

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