Captain America: Brave New World (2025)
- Michael Scharsig
- 2. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Mit Captain America: Brave New World kehrt das Marvel Cinematic Universe zu seinen Wurzeln zurück – und das im besten Sinne. In den letzten Jahren hat sich das Franchise zunehmend in kosmische Gefilde und Multiversen verloren, wodurch der emotionale Kern vieler Filme auf der Strecke blieb. Hier ist das anders. Keine Parallelwelten, keine gottgleichen Wesen, sondern ein bodenständiger Thriller mit politischen Untertönen, der sich endlich wieder voll und ganz auf seine Figuren konzentriert.

Worum geht es?
Die Ereignisse von Avengers: Endgame haben die Welt verändert, und Sam Wilson muss sich der Herausforderung stellen, als neuer Captain America für Recht und Ordnung zu sorgen. Doch der Schild allein macht noch keinen Helden, und genau das ist sein größter innerer Konflikt. Während er sich mit der Last der Verantwortung auseinandersetzt, gerät die Welt erneut ins Chaos.
Anthony Mackie (8 Mile, Point Blank, u. a.) hat in der Vergangenheit oft im Schatten seiner Co-Stars gestanden, doch als neuer Captain America zeigt er, dass er dieser ikonischen Rolle gewachsen ist. Auch wenn viele Fans skeptisch waren, ob er das Erbe von Chris Evans würdig antreten kann, liefert er hier eine Performance ab, die genau den richtigen Spagat zwischen Unsicherheit und Entschlossenheit trifft. Er ist nicht Steve Rogers – und genau das macht seine Interpretation der Figur so spannend. Er gibt hier etwas neues, eigenes, ohne Rogers‘ Charakter zu imitieren.
Präsident Thaddeus „Thunderbolt“ (aha) Ross, gespielt von Harrison Ford (Auf der Flucht, Star Wars, u. a.), plant eine weitreichende militärische Umstrukturierung, die nicht allen Kräften gefällt. Als politische Gegner mit brutalen Mitteln gegen seine Regierung vorgehen, wird Sam in einen internationalen Konflikt gezogen, der nicht nur seine körperlichen, sondern auch seine moralischen Grenzen testet. An seiner Seite steht Joaquin Torres (Danny Ramirez, Top Gun: Maverick u. a.), der nun offiziell die Rolle des neuen Falcon übernimmt.
Ein geerdetes Spektakel
Was „Brave New World“ von vielen jüngeren MCU-Filmen abhebt, ist seine Bodenständigkeit. Keine intergalaktischen Bedrohungen, keine Zeitsprünge, keine mystischen Zauberer – stattdessen ein politischer Actionthriller mit erdigen Kampfsequenzen, Geheimdienstintrigen und einer packenden Geschichte. Die Action ist dabei erfreulich oft handgemacht. Statt einer CGI-Schlacht nach der anderen gibt es intensiven Nahkampf, spektakuläre Verfolgungsjagden und clever inszenierte Missionen, die an „The Winter Soldier“ erinnern. Die Effekte, die zum Einsatz kommen, sind sinnvoll platziert und wirken nie überladen. Besonders im Vergleich zu anderen jüngeren Marvel-Filmen ist das eine echte Wohltat.

Harrison Ford macht als Präsident Ross eine erstaunlich gute Figur. Auch wenn seine Rolle nicht riesig ist, bringt er genau die Mischung aus Autorität und Charisma mit, die seine Figur braucht. Dass er sich im Spätherbst seiner Karriere noch einmal dem MCU anschließt, ist bemerkenswert, und es zeigt sich: Ford kann auch hier noch überzeugen. Seine wenigen Szenen mit Liv Tyler (Armageddon, Der Herr der Ringe, u. a.), die erneut als Betty Ross zu sehen ist, sind gut gespielt, aber wirken erzählerisch etwas deplatziert. Ihr Auftritt ist so kurz, dass man sich fragt, ob er nur als nostalgischer Fanservice dient.
Schwächen, aber keine Totalausfälle
Kein Film ist perfekt, und „Brave New World“ hat seine Schwächen. Die weiblichen Charaktere spielen leider nur eine untergeordnete Rolle, was in einer so groß angelegten Produktion schlichtweg verschenktes Potenzial ist. Auch wenn die Geschichte angenehm geerdet bleibt, fehlt vielleicht das gewisse Etwas, das „The Winter Soldier“ so unvergesslich gemacht hat. Mit anderen Worten: Ich habe den Antagonisten schon jetzt wieder vergessen. Der Film ist trotzdem gut, aber er gehört nicht zu den besten Marvel-Filmen aller Zeiten. Muss er auch gar nicht. Dafür hat er etwas anderes, das dem MCU in den letzten Jahren oft gefehlt hat: Herz. Sam Wilson ist ein glaubwürdiger Held, kein unfehlbarer Supersoldat, sondern ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Mit zwischenmenschlichen Momenten und einer gesund reduzierten Portion Humor. Und genau das macht ihn so spannend und unterhaltsam.
Fazit: ⭐⭐⭐/ 5
Captain America: Brave New World ist kein Meilenstein, aber ein dringend benötigter Schritt in die richtige Richtung. Marvel beweist, dass es auch ohne Multiversen und Dimensionssprünge spannende Geschichten erzählen kann. Anthony Mackie überzeugt als neuer Captain America, Harrison Ford bringt Old-School-Charisma mit, und die Action ist erfreulich bodenständig. Auch wenn der Film nicht das Level einiger Vorgänger erreicht (noch nicht!), ist er eine willkommene Abwechslung zu den überladenen Spektakeln der letzten Jahre.
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