der Filmtipp: Blood & Sinners (2025)
- Michael Scharsig
- 15. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Regisseur Ryan Coogler wollte nach seinen Welterfolgen Creed und Black Panther einen etwas mutigeren Weg gehen und ein persönlicheres Projekt realisieren. Inspiration holte er sich dabei von seiner eigenen Familiengeschichte und den Blues-Mythen der Südstaaten. Die Geschichte von Blood and Sinners (Original übrigens nur „Sinners“) ist stark von der afroamerikanischen Musiktradition und den gesellschaftlichen Kämpfen der damaligen Zeit geprägt – und definitiv eine sehenswerte Ausnahmeerscheinung im Mainstream-Kino des Jahres 2025.
Worum geht es?
Erzählt wird die Geschichte der Zwillingsbrüder Elijah und Elias Smoke, die 1932 nach Jahren in der kriminellen Unterwelt Chicagos in ihre Heimatstadt Clarksdale im Mississippi-Delta zurückkehren. Dort wollen sie mit dem Geld aus Chicago eine Juke-Bar eröffnen, einen Ort, an dem die afroamerikanische Community trotz der rassistischen Jim-Crow-Gesetze und der Bedrohung durch den Ku-Klux-Klan feiern und zusammenkommen kann. Doch ihr Neuanfang wird durch das Auftauchen einer gefährlichen uralten Bedrohung überschattet.
Meine Meinung:
Sagen wir es direkt zu Beginn: Blood and Sinners ist in meinen Augen schon jetzt einer der besten Filme des Jahres. Nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen Genre-Twists, sondern auch für das all das Herzblut (Wortspiel unbeabsichtigt), das hier im Detail steckt. Coogler schafft hier eine Balance zwischen politischen Themen, philosophischen Fragen und einer blutigen, aber unterhaltsamen Eskalation der Handlung, die ich so noch nie gesehen habe. Immer wieder mag man glauben, andere Klassiker habe er imitiert – nur um dann doch wieder Neues und Frisches zu entdecken.
Besonders gefallen tun mir die Charakterzeichnungen und das emotionale Spiel aller Beteiligten – allen voran Michael B. Jordan (Fruitvale Station, Chronicle, u.a.) in einer ultracoolen Doppelrolle, für die einige Kameraeinstellungen wirklich ans Limit des Möglichen gegangen sind. Wahnsinn! Von Kostüm über Setting bis Schnitt, kann ich mich gar nicht satt sehen und will eigentlich mehr vom Historien-Drama, mehr vom Gangsterfilm, mehr von der elementar wichtigen Blues-Musik und mehr von all den Sünden, dem Sex, der Gier, dem Neid, der Wut, der Blutlust und dem Tanz.
Mit über zwei Stunden Laufzeit ist Blood and Sinners ein bisschen lang geraten und manche esoterischen oder experimentellen Ausreißer aus der Story mögen Geschmackssache bleiben. Doch wenn mich die großartige Hailee Steinfeld (Hawkeye, True Grit, u.a.) der Hitze eines Südstaaten-Clubs zu afrikanischen Rhythmen und modernem Hip-Hop antanzt, wenn die IMAX-Kameras die Weite des Mississippi-Deltas einfangen, nur um mir gleichzeitig mit allgegenwärtigem Rassismus klaustrophobische Vibes zu verpassen, wenn Drama, perfekte Sprüche, emotionales Darstellerkino und blutige Action das Ergebnis dessen sind – dann will ich nicht mehr als genau das!
Fazit: ⭐⭐⭐⭐⭐ / 5
Blood and Sinners ist das La La Land der Südstaaten, das Peaky Blinders der Afroamerikaner, das From Dusk Til Dawn für die nächsten Generationen – und doch immer etwas ganz Eigenes. Eine dichte, verschwitzte Atmosphäre, musikalisch aufgewertet und dank erzählerischem Mut und bildschönen Aufnahmen sicherlich einer der ganz großen Kinofilme des Jahres.
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