Deftones - private music (2025)
- Michael Scharsig
- 22. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Damit ihr direkt zu Beginn eure Augen verdrehen könnt: Mit den Deftones bin ich bisher nie richtig warm geworden. Vieles war mir zu sperrig, zu schwerfällig, und Morenos Gesangsstil hat mich oft eher gelangweilt als mitgenommen. Im Zuge der neuen Siegeswelle alter Nu-Metal und Crossover-Bands ist nun allerdings private music erschienen und irgendwie war ich dann doch ein bisschen neugierig: Könnte dieses Album der Zugang sein, den ich bisher verpasst habe? Nach fünf Jahren Pause, produziert von Nick Raskulinecz, steht es in der Tradition der großen Alben und wird von Fans als Morenos intimstes Werk gefeiert. Gehen wir mal rein.

my mind is a mountain ist ein starker Einstieg. Der wuchtige Sound wirkt sofort. Hier finde ich zum ersten Mal leicht hinein. locked club baut auf massiven Groove, aber mir persönlich ist das zu stoner-lastig und verliert an Spannung. ecdysis überzeugt dagegen: präzise Riffs, klare Drums, ein Song, der Struktur und Atmosphäre verbindet. Genau diese Mischung holt mich ab, auch wenn ich den Gesang hier noch nicht voll annehme.
infinite source ist für mich einer der stärksten Tracks. Das Zusammenspiel aus härteren Gitarren und melodischem, teils zweistimmigem Gesang zeigt, wie Deftones für mich funktionieren können, wenn Druck und Melodie ausbalanciert sind. souvenir zieht sich für meinen Geschmack zu sehr, bis der Refrain endlich greift. Dann funktioniert er, aber es dauert zu lange. cXz bleibt schwierig: nervös, experimentell, aber für mich anstrengend, weil die Vocals nicht genug greifen, bis endlich eine melodische Linie kommt.
Ich merke bereits an diesem Punkt, dass das Experiment wohl nicht mehr als ein Experiment für mich bleiben wird. Ich sage das lieber ehrlich und ungekünzelt, weil ich glaube, dass hier einfach der eigene Geschmack ausschlaggebend ist. Sei es drum. i think about you all the time funktioniert z. B. deutlich besser. Die intime Ruhe am Anfang wirkt stimmig, und der Aufbau zu mehr Dichte ist nachvollziehbar.
milk of the madonna ist mein Highlight: vielschichtig, hymnisch, und so kompakt, dass er nicht zerfällt. Hier finde ich die Mischung aus Härte und Atmosphäre endlich überzeugend umgesetzt. cut hands überrascht mich ebenfalls positiv. Die industriellen Riffs, die straffe Rhythmik - aggressiv, aber fokussiert. Ein Song, der klar und kraftvoll wirkt. metal dream ist dagegen eher ein Übergang als ein vollwertiger Track, interessant, aber nicht mehr. Mit departing the body endet das Album leise und offen. Für mich ein guter Schlusspunkt, weil er den Druck rausnimmt, auch wenn kein großes Finale entsteht.
Fazit: ⭐⭐⭐ / 5
Puh. Ihr merkt selbst, dass meine Review nicht sehr ausführlich geworden ist. Ich habe mich hier wirklich eher durchgearbeitet. In vielen Kritiken lese ich, private music sei das stärkste Deftones-Album seit Jahren. Und ich sehe die Qualität, keine Frage. Und wenn ihr schon vorher gerne Deftones gehört habt, wird das hier vermutlich nichts daran ändern. Mein Stil wird es wohl leider weiterhin nicht sein. Mir ist vieles nach wie vor zu schwer und zu wenig eingängig. Aber mit infinite source, cut hands und milk of the madonna sind Songs dabei, die mich überzeugen konnten und in meine Playlists gewandert sind. Ein Album, das mich nicht näher zur Band bringt, aber immerhin zeigt, wie zeitgemäß Chino und Co. bis heute geblieben sind.










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