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der Filmtipp: Alien: Romulus (2024)

  • Autorenbild: Michael Scharsig
    Michael Scharsig
  • 15. Aug. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Mit seinem neuesten Streich zeigt das Alien-Franchise, dass es noch lange nicht tot ist. Allerdings baut es auch so langsam aber sicher eine toxische Beziehung zu mir auf.

Cailee Spaeny in Alien: Romulus

Worum geht es?

Mehr als fünf Monate nach den Vorfällen auf der Nostromo (Alien) arbeitet und lebt Rain Carradine (Cailee Spaeny) in der Kolonie Jackson's Star auf dem Planeten LV-410 mit ihrem Adoptivbruder Andy, einem Androiden. Nachdem ihr Arbeitsvertrag von Weyland-Yutani (die schon wieder!) zwangsweise verlängert wurde, überredet ihr Ex-Freund sie, ihn gemeinsam mit seiner schwangeren Schwester, ihrem Cousin Bjorn und dessen Adoptivschwester Navarro zu einem verlassenen Raumschiff zu begleiten. Das Ziel: von dort zum Planeten Yvaga zu fliehen. Vor Ort treffen sie allerdings auf Probleme. Einige davon leben.

Eine neue Hoffnung


Selten habe ich ein derart ambivalentes Verhältnis zu einem Film innerhalb des Alien-Franchise gehabt. Auf der einen Seite war ich sehr gespannt auf Civil-War-Durchstarterin Cailee Spaeny, die ich bereits in Bad Times At The El Royale sehr cool fand. Zudem sahen die Trailer sehr verheißungsvoll aus und die Filmografie von Regisseur Fede Alvarez (Evil Dead, Don't Breathe, u.a.) sagte mir ebenfalls so zu, dass ich mit viel Hoffnung in die Premiere gegangen bin. Auf der anderen Seite bombardiert mich Alien: Romulus spätestens in der zweiten Hälfte mit einer ganzen Reihe an Minuspunkten. Aber fangen wir vorne an.

Was mir zuletzt im Alien-Franchise fehlte, war vor allem die reduzierte Herangehensweise, der klaustrophobische Horror, die raue Härte, das Grauen – einfach dieses von Hoffnungslosigkeit durchtränkte Universum rundum eine Kreatur, die einerseits als „perfekt“, andererseits als das ultimative Böse beschrieben wurde. Kühl, animalisch und ohne jede Form von Mitleid. Ridley Scotts Versuch diesem Universum seine Schöpfer-Geschichte aufzuzwängen ist zwar unfassbar kreativ, in der Umsetzung jedoch meiner Meinung nach komplett gescheitert. Das alles brachte eine Epik in die Geschichte, die für mich bis heute ein größerer Fremdkörper innerhalb der Franchises ist, als es Facehugger und Xenomorph je sein könnten.

David Jonsson und Isabel Merced in Alien: Romulus

Dad Jokes und cleverer Fan-Service für Gamer


Ich hole so weit aus, weil Alvarez es in Alien: Romulus schafft, genau die von mir gewünschten Punkte perfekt zurück in auf die Leinwand zu transportieren. Es ist endlich wieder dunkel, dreckig, eng und klaustrophobisch. Die Figuren sind bis auf wenige Ausnahmen nicht zwangsläufig Sympathieträger und das Setting muss sich handwerklich nicht mal vor Alien und Aliens verstecken. Gamer-Freunde haben mir zudem erklärt, mit wie viel Detailliebe hier Elemente des hochgelobten Franchise-Games Alien: Isolation zum Einsatz kommen. Audiovisuell und atmosphärisch geht der Film hier also in die Vollen und wird auch in Sachen Ekel mehr als einmal kreativ, ohne stumpf zu wirken.

Anders, als in anderen Monsterfilmen waren die Figuren im Alien-Franchise immer ebenso wichtig für die Geschichte – Ellen Ripley ist bis heute eine Ikone des Sci-Fi-Horrors. Davor muss sich Cailee Spaeny nicht verstecken. Isabela Merced punktet zudem als Scream-Queen, doch der facettenreiche David Jonsson stiehlt hier allen Anwesenden die Show, sobald er als Androide „Andy“ ins Bild rückt. Dieser hat Fehlfunktionen, ist auf Dad-Jokes programmiert und Opfer seiner eigenen Limitierung, weshalb er für seine Mitstreiter Helfer und Gefahr zugleich ist. Ein echtes Highlight! Somit schafft Alvarez es, mindestens zwei Figuren nachhaltig zu Kultpersonen der Reihe aufzubauen. Ein junger, überraschend professioneller Cast, der zwar im Schnitt zu schön, aber eben auch talentiert ist.


Nein! Aus jetzt, Ridley!


Dann aber bricht das Denkmal, das sich Alvarez hier hätte errichten können, in sich zusammen. Die Action-Effekte sehen fast „zu modern“ poliert aus. Geschenkt, denn ich muss gestehen, dass der gewählte Look doch irgendwie auch stylish ist und den Film von anderen abhebt. Doch das CGI-Gesicht eines alten Bekannten sieht wirklich schlimm aus und passt so gar nicht in die sonst so professionelle Optik. Hier hätte auf Fan-Service verzichtet werden sollen.


Komplett raus bin ich dann beim Finale, in dem auf Biegen und Brechen versucht wird, den Totalschäden Prometheus und Alien: Covenant noch irgendeine Daseinsberichtigung zu verpassen. Ich lege meine Hand dafür in Alien-Säure und würde schwören, dass Ridley Scott hier am Ende das letzte Wort hatte und damit auch verantwortlich für diese inhaltliche Rutsche in alte Muster ist. Um fair zu bleiben: anderen Film-Fans könnte das nach wie vor richtig gut gefallen - nur meine eigenen Erwartungen werden hier leider gar nicht erfüllt. Gut möglich, dass ein Sequel das noch ändern könnte.

Fazit: ⭐⭐⭐/ 5


Hätte sich der Film auf seine Stärken der ersten Hälfte besonnen, es hätte ein reifer und durchweg guter SciFi-Horror-Streifen werden können, in dem die beiden Hauptfiguren dem Xenomorph das erste Mal seit Sigourney Weaver ebenbürtig sind. Getragen von tollen Bildern und einem wunderbar dichten Sound von Komponist Benjamin Wallfish und Ton-Genie Gabor Kiszelly. Anstatt eine Lücke zwischen Alien und Aliens zu schließen, werden aber völlig unnötige Plot-Twists eingebaut, die den Film in ihrer Tragweite heftig nach unten ziehen. Sehr, sehr schade.

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