der Filmtipp: Weapons (2025)
- Michael Scharsig
- 9. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Bevor wir uns hier ausführlich mit einem der wohl meistdiskutierten Horrorfilme des Jahres befassen, sei eines gesagt: Ich habe den erfolgreichen Vorgänger von Regisseur Zach Cregger, Barbarian, noch nicht gesehen. Somit ist Weapons mein erster Film von ihm, den ich mir im Kino angesehen habe – geschrieben und inszeniert von Cregger selbst, produziert im New-Line/Warner-Kosmos. Also der Film, nicht diese Review. Versteht sich von selbst. Als ich aus dem Kino kam, war ich eher sauer und enttäuscht - mittlerweile liebe ich den Film.
Worum geht es?
„Also dieser eine Mittwoch beginnt wie ein ganz normaler Schultag. Aber heute war es anders. In jeder anderen Klasse waren alle Schüler anwesend. Nur das Klassenzimmer von Frau Gandy blieb vollkommen leer. Und wisst ihr wieso? Weil diese Kinder in der Nacht zuvor um 2:17 Uhr aufgewacht, aufgestanden, nach unten gegangen und in die Dunkelheit verschwunden sind. Und keines von ihnen wurde je wiedergesehen. Hier fängt die Geschichte erst richtig an.“
– Dieser Monolog eines unbekannten Kindes ist gleichzeitig der Text, der im Trailer und auf Filmplakaten platziert wurde und weil er so gut im Film funktioniert, nutze ich ihn hier einfach mal als Inhaltsangabe.
Die gruselige Kinderstimme und der Umstand, dass sofort erklärt wurde, was passiert ist, haben mich von der ersten Minuten an ein bisschen mehr gefesselt, als üblich. Chapeau! Zudem müsst ihr Freunde von Filmen sein, die eine Geschichte aus mehreren Blickwinkeln aufrollen. Genau das passiert nämlich. Wir bekommen Perspektiven von betroffenen Familien, Beschuldigten, der Schule, der Polizei, eines Junkies und eines einzelnen Kindes geboten. Sie alle erzählen nicht immer nur das Gleiche, sondern greifen ineinander und erweitern das Puzzle Stück für Stück. Wer nichts anderes im Leben hat außer der Suche nach Logiklöchern, der wird hier nass vor Freude. Ich verzeihe Weapons davon allerdings fast alle.

Ich möchte aber gar nicht mehr zu der Geschichte verraten. Sie verdient es, unvoreingenommen gesehen zu werden. Was ich versprechen kann: Der Cast ist ein top-aufgelegter Hauptgewinn. „Silver Surfer“ Julia Garner und „Thanos“ John Brolin funktionieren als dysfunktionales und authentisches Duo auf Anhieb. Jungdarsteller Cary Christopher bringt genau die Balance aus kindlicher Niedlichkeit und ernstzunehmender Dramatik mit, die diese Story braucht. Austin Abrams mimt seinen Junkie so echt, als wäre das hier ein Drogendrama. „Han Solo“ Alden Ehrenreich überzeugt als untreuer Cop. Generell gilt: Statt „Weapons“ hätte der Film auch „Bad Decisions“ oder „Alle machen Fehler“ heißen können. Anyway.
Eine besondere Hervorhebung verdient sich vor allem Amy Madigan als Tante „Gladys“. Ohne zu viel zu verraten sei gesagt, dass die 75-Jährige hier wohl eine ihrer besten Leistungen abruft und mit Recht Richtung Awards blinzeln darf. Von kauzig und ulkig über boshaft bis satirisch springt sie mit ihrer Figur in nahezu jeder Sekunde ihrer Screentime perfekt. Sie ist es, was den Film am Ende von Genre-Kollegen noch einmal abhebt. Wenn ihr bis jetzt nicht in Erwägung gezogen habt, euch den Film anzuschauen - sie sollte dieser Grund sein. Inzwischen ist sogar eine Vorgeschichte rund um die Figur „Aunt Gladys“ in Planung.
Hinter der Kamera arbeitet Larkin Seiple. Seine Bilder wechseln elegant zwischen beobachtender Ruhe und plötzlichem Heranzoomen - manchmal wie ein augenzwinkernder Gruß an den Hitchcock-Push-In. Ich liebe vor allem die wackeligen POVs an Autokameras oder Haustüren. Der Score von Ryan & Hays Holladay (mit Cregger) legt sich passgenau darüber: teilweise oldschool brummend, teilweise modern pochend - hin und wieder ein bisschen wie arabische Streams auf Kino.to. Für mich genau die Mischung, die Horror heute braucht und die zuletzt auch in Filmen wie Smile 2 so gut funktioniert hat. Die wenigen Jumpscares sitzen, die Twists sind „cool“ im besten Genre-Sinn.
So viel Stimmung und Erwartung der Film aufbaut, so sehr enttäuscht dann irgendwie die Auflösung. Sie bleibt spannend, rasant und unterhaltsam, nicht falsch verstehen. Rein inhaltlich fehlt mir hier einfach das gewisse Etwas. Dafür dreht der Film in Sachen Blut und Irrwitz zum Finale ordentlich auf und frei. Das abrupte Schlussbild mochte ich dagegen leider gar nicht, vermutlich reine Geschmackssache. Aber, wie bereits erwähnt, erlaubt sich Weapons Logiklöcher, um seine Geschichte rund erscheinen zu lassen. Und bis zu einem gewissen Punkt ordne ich den Film auch zu den Werken ein, denen ich vieles verzeihe, weil sie so sehr Spaß machen. Aus das Ende trifft das leider nicht zu.
Fazit: ⭐⭐⭐⭐ / 5
Weapons macht unfassbar viel richtig. Highlighten möchte ich seine unzähligen Liebeserklärungen ans Genre. Von The Shining und The Green Inferno, über Scream bis Hitchcock und Stephen Kings Es finden hier fast alle Platz. Der „Knives Out“ unter den Gruselschockern. Jeder Shot sitzt perfekt, die Darsteller machen einfach Spaß und zur Sache geht’s auch. So geht Storytelling, so geht Marketing, so geht Kino! Nur die letzten Minuten werden wir zu abrupt und einfach abgehandelt. Aber: Es ist mein erster Cregger-Film und ich habe jetzt richtig Bock auf Barbarian.










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