der Filmtipp: Bad Boys: Ride or Die (2024)
- Michael Scharsig
- 8. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Bad Boys II gehört mit seiner legendären Verfolgungsjagd und den unfassbar witzig harmonierenden Will Smith und Martin Lawrence zu meinen absoluten Action-Lieblingen. Auch, weil der Film definitiv zu der Reihe unserer Familienklassiker zählt. Umso positiv überraschter war ich, als viele Jahre später Bad Boys For Life die Reife besaß, das Altern seiner Helden aufzugreifen und um sie herum neue Team-Mitglieder in die Reihe zu integrieren. Im vierten Teil macht das Franchise nun leider eine Vollbremse.

Worum geht es?
Der sonst so cool scheinende und emotional distanzierte Mike Lowrey heiratet seine Physiotherapeutin und scheint sein Glück zu finden. Während seiner Hochzeit überlebt sein Partner Marcus Burnett nur knapp einen Herzinfarkt. So kommt es zum Rollentausch. Marcus sieht in seinem Überleben die spirituelle Message, seine Zeit sei noch nicht gekommen und wird mutiger und waghalsiger, während Mike bei Einsätzen plötzlich Panikattacken bekommt. Mittendrin ein Komplott, der ihren verstorbenen Boss als den Schuldigen darstellen will.
Bad Boys verkommt zum Mental-Health-Klamauk
Die ersten 20-30 Minuten hätten mich fast komplett verloren, so stumpf und dämlich steigt der Film um die beiden kultigen Partner ein. Bis heute weiß ich nicht, was mir die ganze Szene um Skittles und Hot Dogs überhaupt sagen möchte. Die Drohnen-Shots, Wendekameras, Zeitlupen und ultra-billigen Schnitte lassen die Reihe auf einmal aussehen, wie die schlechtesten Werke aus Franchises wie Fast & Furious oder Transformers – und da ist die Messlatte traditionell nicht hoch. Das Einzige, was mich daran gehindert hat auszuschalten, ist die noch immer vorhandene Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren und die Plot-Wende, dass Mikes mentale Probleme mehr in den Vordergrund rücken.
Spoiler: Tun sie im weiteren Verlauf leider kaum. Stattdessen muss sich Martin Lawrence (Der Diamanten-Cop, Born To Be Wild, u. a.) durch kitschige Nahtod-Visionen, nackter-Arsch-Gags und Franchise-Cameos kämpfen, die erzwungener nicht hätten sein können. Zwar freut es mich, dass Marcus mal das Spotlight bekommt und Mike hier zum Buddy-Cop degradiert wird (nix gegen Will Smith), doch leider überspielt er das komplett und so ziemlich jeder zweite Gag zündet nicht. Zudem wäre es spannend gewesen zu sehen, wie sich Mike unter der Prämisse nun auch etwas zu verlieren zu haben, weiterentwickelt. Dass Marcus nur durch den Herzinfarkt so riskant und ungesund weiterlebt, macht unter dem Aspekt ebenfalls wenig Sinn, denn der eigentliche Pragmatiker hat seine Familie ja auch immer noch.
Ich möchte in einem Action-Blockbuster mit Humor eigentlich nicht zu lange nach Sinn und Logik fragen und auch nicht so tun, als habe dieser Film den Anspruch mehr zu sein. Aber Herr Gott, einige Aspekte nerven hier wirklich. So wurde beispielsweise im dritten Teil noch relativ fokussiert ein Team um das Duo Mike und Marcus aufgebaut, was angesichts des Alters der beiden durchaus Sinn ergab und auch genügend Screentime forderte, um zumindest mit diesen Figuren mitzufiebern. Nun bekommt Alexander Ludwig (The Hunger Games, Lone Survivor, u. a.) nur noch weirde One Liner und Vanessa Hudgens (Sucker Punch, Tick, Tick...Boom!, u. a.) ein Downgrade zur bestbezahlten Statistin des Films. Was soll dieser trottelige Quatsch?

Stattdessen wird mit Rhea Seehorn (Better Call Saul, Law & Order, u. a.) die Tochter von Captain Howard (Joe Pantoliano) eingeführt, die egaler nicht sein könnte und einmal wie ihr Vater fluchen darf, haha witzig. Zudem müssen wir Jacob Scipios eindimensionales Gesicht viel länger ertragen als notwendig. Denn hier wurde versucht die Vater/Sohn-Beziehung zwischen Mike und Armando auszubauen, was krachend scheitert, da zwischen diesen beiden Darstellern aber mal so gar keine Bindung zu existieren scheint. Eric Danes Rolle als eigentlicher Antagonist in diesem Drehbuch-Chaos können wir ebenso ignorieren, wie die halbe Familie und Kollegschaft der Bad Boys.
Zum Ende möchte ich aber trotzdem hervorheben, dass der Film trotz allem seine kleinen Höhepunkte besitzt. Vor allem visuell weiß das rund zwei Stunden lange Ding durchaus zu überzeugen und geht auch mal Risiken ein, z. B. mit einer Ego-Shooter-Perspektive, die ganz cool ist – wenn auch sinnfrei. Für einen r-rated Actioner ist er mir trotz Kunstblut ein wenig zu locker, liefert dafür aber einmal mehr eine Action-Sequenz ab, die erstens super choreografiert ist und zweitens mit einer Hauptfigur auftrumpft, mit der wirklich niemand an dieser Stelle gerechnet hätte.
Fazit: ⭐⭐ / 5
Bad Boys: Ride or Die überzeugt vor allem dann, wenn es mit handgemachter Action rund geht und die Hochglanzoptik mit ein, zwei spielfreudigen Elementen kombiniert wird. Inhaltlich bekommen wir hier aber eine Vollkatastrophe geliefert – von Handlung über Dialoge bis hin zum Humor. Mir ist schleierhaft, wie dieser Streifen besser abschneiden kann als sein Vorgänger. Wäre hier Vin Diesel aufgetaucht und hätte irgendetwas pathetisches über Familie gequatscht, es hätte ich mich nicht mehr gewundert.










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