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der Filmtipp: Jurassic World: Rebirth (2025)

  • Autorenbild: Michael Scharsig
    Michael Scharsig
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit
Szene aus "Jurassic World: Rebirth"

Jurassic Park gehört für mich nicht nur zu den größten Filmen aller Zeiten, er ist für mich auch ein Stück meiner Jugend. Dank Alan Grant und Ellie Sattler habe ich mich für Dinosaurier und Tiere interessiert. Dank Ian Malcolm habe ich gelernt, Dinge immer zu hinterfragen. Die Perspektiven zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Den Respekt gegenüber der Natur. Ich hole so weit aus, weil ich klarstellen möchte, wie sehr mir die Geschichte von Michael Crichton und Co. ans Herz gewachsen ist.


Jurassic Park: The Lost World und Jurassic Park III haben jeweils auf ihre Art das Abenteuer-Gefühl weitergespielt. Nicht fehlerlos, teilweise mit unterirdischen Momenten. Aber: Der Respekt vor der Natur spielte immer eine Rolle, der Überlebenskampf, die Dinosaurier – auch wenn sie nicht zu 100% akkurate DNA besaßen – animalisch, gefährlich, faszinierend. Natürlich ging den Geschichten so langsam die Substanz aus. Vieles war zu erwarten, viele Ideen wurden umschifft. Mit San Diego als kleiner Ausnahme bekamen wir ansonsten eine spannende Insel-Trilogie. Indiana Jones, aber mit Tieren, die nicht in unsere Zeit gehören und Schauplätzen, in die wir nicht gehören.


Die Reihe um Jurassic World hat dagegen direkt mit Ideen angefangen, die durchweg vorhersehbar waren. Das Übergreifen auf die gesamte Welt, wilde Mixe aus Hybriden und leider auch „zeitgemäßen“ glatten Hauptfiguren, deren Chemie zu keiner Sekunde an das Trio der ersten Teile herankam. Jeder dieser Teile hatte natürlich auch gute Ansätze. JW 1 brachte noch am ehesten das Originalgefühl zurück: „So hätte ein funktionierender Park aussehen können“. J. A. Bayona sorgte in Fallen Kindgom zumindest audiovisuell für Franchise-Höhepunkte. Doch er kam gegen das katastrophale Drehbuch nicht an, an dem Dominion dann vollständig zerschellte. Das „World“ hätte funktionieren können, zeigt übrigens der offizielle Kurzfilm „Battle At Big Rock“.


Der große Pluspunkt: das Vermeiden von Minuspunkten


Noch einmal: Das hier ist meine Meinung. Die muss nicht geteilt werden. Ich hole hier auch nur so weit aus, um zu verdeutlichen, warum ich die teilweise heftigen Kritiken an Jurassic World: Rebirth nicht nur seltsam finde, sondern sie hinterfrage. Dazu aber später noch mehr. Was wollte ich in JW 4 nicht mehr sehen? Dressierte Echsen mit Haustiernamen, Mutationen oder Hybriden (jaja, sie sind alle Mutationen, ich weiß), unangenehme Star Lord Coolness und vor allem wieder dieses Gefühl von Gefahr, Abenteuer und einer Geschichte, die nicht nur Geld machen, sondern auch Respekt zollen will. In großen Teilen habe ich das bekommen.


Auch der vierte World-Teil ist nicht perfekt, doch Gareth Edwards schafft einmal mehr, was er schon mit Star Wars: Rogue One und Godzilla (2014) hinbekam: alte Stärken nutzen, der originalen Geschichte respektvoll entgegenzutreten und dies auf die Leinwand zu zaubern. Die aus dem Buch so beliebte und von Fans heiß erwartete Fluss-Szene gehört für mich z. B. zu den stärksten Momenten aller Filme. Der müde, träge T-Rex wirkte selten bedrohlicher. Das erinnerte mich sofort an die ultra-intensiven Darth-Vader-Momente in Rogue One oder den Halo-Jump in Godzilla. Edwards kann Epik, ohne sie peinlich wirken zu lassen. Seine Monster müssen nicht rennen, irgendwelche Mega-Skills und auf einmal existierende Upgrades besitzen. Sie müssen einfach sie selbst sein, so dämlich das auch klingt.



Warum das eine gute Idee ist? Nun. Alle Hauptfiguren, nämlich die Dinosaurier selbst, bekommen ihre jeweils längeren Sequenzen: Mosasaurus, Titanosaurus, T-Rex und Quetzalcoatlus. Dies sind auch jeweils die stärksten Szenen des Films. Rasant und spannend und ja, die menschlichen Verluste sind vorhersehbar, aber ebenfalls sehr cool und ohne Klamauk inszeniert. Ausgerechnet dort, wo es dann wieder Richtung Mutationen und Labore geht, baut der Film ab. Die Mutadons lösen wortwörtlich die Raptoren ab, der Aquilops „Dolores“ übernimmt den Disney-Part des Films und der Distortus Rex, eine fette Mischung aus  Xenomorph und Rancor, soll das Finale füllen. Optisch tut er das. Mehr nicht.


Die vermeintliche Hauptfigur Zora Benett, gespielt von Jurassic-Fan-Girl Scarlett Johansson, bekommt gerade so ausreichend Tiefe, dass sie nicht komplett egal wirkt. Allerdings finde ich es super, dass diese Rolle mit einer Darstellerin besetzt wurde, die wirklich seit vielen Jahren versucht, dabei zu sein. Vor allem beim Betrachten der Titanosaurier (übrigens eine schöne Hommage an Edwards‘ Monsters) kaufe ich hier diese emotionale Faszination zehnmal mehr ab, als Pratt und Howard in... jeder Szene. Hinzu gesellt sich Mahershala Ali, der jeden Moment, in dem er Screentime bekommt, das Ding an sich reißt. Er ist fast zu charismatisch für seine Nebenrolle.


Mehr Dr. Henry, weniger Mutanten, bitte!


Sprechen müssen wir aber auf jeden Fall über Jonathan Bailey als Dr. Henry Loomis. Die Trailer kündigten ihn meines Empfindens zu sehr als witzigen Sidekick an – zum Glück ist er das nicht. Denn auch wenn er in den ersten 30 Minuten von allen Beteiligten, einschließlich sich selbst, als Nerd ohne Gespür für Risiko angesehen wird, beweist er jederzeit das Gegenteil. Und zwar ohne coole Sprüche und Wow-Momente. Immer wieder begibt er sich ohne zu zögern in Gefahr. Das ist keine Überwindung, sondern eine Überzeugung. Keine Charakterentwicklung, sondern ein Charakter-Release ohne großes Trara. Das feiere ich sehr. Warum wir mit ihm schon den zweiten Dr. Henry bekommen? Keine Ahnung. Würde mir aber wünschen, dass er Bestandteil der neuen Reihe bleibt.


Ich verstehe ja, dass hier nicht alle Figuren große Tiefe verpasst bekommen und dass die Reihe es – noch – nicht ganz schafft, sich von dem Mutanten-Quatsch zu lösen. Man spürt auch deutlich, dass Edwards die Post-Production leider entzogen wurden. Raptoren-Szenen aus dem Trailer sind futsch, der Rex-Showdown ebenfalls. Aber die ersten Kritiken und Reviews, vor allem auf letterboxd und YouTube warfen mit richtigen Hass-Superlativen um sich und ganz ehrlich, das wirkt auf mich fast schon wie eine Agenda. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es zum Vergleich Filme wie Dominion gibt.


Fazit: ⭐⭐⭐⭐ / 5


Jurassic World: Rebirth ist kein Meisterwerk, aber ein Film, der wie ein Fan der originalen Reihe wirkt. Ich habe fast alles bekommen, was ich wollte. Weniger Pratt, weniger Blue, weniger Drehbuch-Chaos und vor allem: jede Menge spannenden Dinosaurier-Auftritte, die nicht nur Selbstzweck sind, sondern in die Abenteuer-Story passen. Der traditionelle Einsatz von Kindern ordnet sich geschickt unter. Hier wird alles einfach ein bisschen ernster genommen. Wäre das doch nur bei den visuellen Effekten auch so gewesen, hier verfällt das Ganze leider in alte JW1-Muster. Auf Anhieb für mich in den Top 3 der Reihe. Geht ins Kino, der Film verdient das.

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