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der Filmtipp: Carry-On (2024)

  • Autorenbild: Michael Scharsig
    Michael Scharsig
  • 13. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Jaume Collet-Serra macht mich fertig. Auf der einen Seite hat er mir mit belanglosen Filmchen wie Black Adam, House of Wax oder jedem zweiten Liam-Neeson-B-Actioner viele Stunden meines Lebens geraubt. Auf der anderen Seite haut der spanische Regisseur zwischendurch Hailights wie The Shallows, unterhaltsame Disney-Abenteuer wie Jungle Cruise oder Grusel-Tipps wie Orphan raus. Der Mann ist eine Schachtel Pralinen und seine neueste Netflix-Produktion ist erfreulicherweise eher ein Stück Nougat-Füllung.

Szene mit Sofia Carson und Taron Egerton in "Carry-On" (2024)

Worum geht es?

Es gibt sicherlich spannendere Jobs, als am Flughafen das Gepäck auf dem Fließband zu durchleuchten. Ethan Kopek (Taron Egerton, Kingsman, Rocketman, u. a.) scheint das aber nichts auszumachen. Auch wenn seine Freundin (Sofia Carson, Descendants, Purple Hearts, u. a.) dessen Antriebslosigkeit spürt und mehr Ambition aus ihm herauskitzeln möchte, scheint er sich mit dem spannungsarmen Job abzufinden. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ihm Kopfhörer in die Hände geraten, an deren anderer Stelle ein empathieloser Killer (Jason Bateman, Ozark, Arrested Development, u. a.) ist, der alle um Kopek herum umzubringen droht, sollte dieser nicht ein mysteriöses Paket durch die Kontrolle winken.


Flughafen-Terror an Weihnachten: It's a match!


Sprechen wir erst einmal über den Elefanten im Raum. Ja, auch ich hatte sofort Stirb Langsam bzw. Stirb Langsam 2 im Kopf. Dafür passen Terrorismus-Thriller und Weihnachten einfach zu gut zusammen. Stilistisch möchte ich den Film aber verteidigen, denn eine Kopie versucht dieser absolut nicht zu sein. Im Vergleich zum routinierten Sprücheklopfer McClane besitzt Taron Egertons Figur zwar ebenfalls auffällige Talente, wirkt aber deutlich zurückhaltender und empfindlicher und wird eigentlich erst dann angetrieben, wenn seine große Liebe in Gefahr ist. Diese wird gespielt von Sofia Carson, die ihre Sache gut macht, von der ich aber gerne noch etwas mehr Originalität gesehen hätte.


Die wiederum bekommen wir von Jason Bateman serviert, der einmal mehr zeigt, dass es sich lohnt, Komiker in ernste Rollen zu verfrachten. Seinen Profi-Killer (oder was auch immer er darstellt) mimt er sehr gekonnt, wechselt immer wieder zwischen zynischen Pointen und eiskalter Unberechenbarkeit. Schade ist, dass seine „Mitstreiter“, gespielt u. a. von Theo Rossi und Logan Marshall-Green zu wenig Screentime bekommen und ihre Figuren dadurch nicht wirklich entfalten können. Immerhin: Marshall-Green gehört eine der coolesten Action-Szenen des Films, rasant und kreativ durchchoreografiert mit Danielle Deadwyler als Ermittlerin Elena Cole.


Ihr merkt schon, hier gibt es ordentlich Name Dropping und das ist irgendwie auch eine Stärke von Carry-On. Denn anders, als bei scheiternden Genre-Kollegen gibt es hier ausreichend Zeit für einige Nebenfiguren (außer, wie eben erwähnt, von den „Bösen“) zu scheinen, sodass sie in der Gesamt-Story zumindest nicht völlig egal wirken. Das ist auch den Casting-Entscheidungen zu verdanken. So funktioniert ein Dean Norris als sympathischer Boss eigentlich immer, ebenso ein Josh Brener als nerdiger Backup oder Sinqua Walls als Kopeks unterstützender Kumpel. Eben das ist auch eine Stärke von Stirb Langsam 2, der mit coolen Auftritten von Colm Meaney, Robert Patrick, John Leguizamo, William Sadler oder Reginald VelJohnson auftrumpft.


Szene mit Jason Bateman in "Carry-On" (2024)

Zusätzlich zu den Figuren, von denen die meisten aus guten Gründen im Gedächtnis bleiben, verzichtet der Film zum Glück größtenteils auf stumpfe Gags und nimmt sich erfrischen ernst, weshalb ich die eine oder andere doch sehr gewollte Inszenierung verzeihe. Lorne Balfes intensiver Score und die wirklich sehr spannend geschnittenen Action-Elemente heben Carry-On wirklich aus der Netflix-Masse hervor – was mich erstaunt, da ich den ganzen Spaß in den ersten 15 Minuten schon beinahe vorverurteilen wollte. Warum auch immer ist die Figureneinführung nämlich unfassbar holprig und wird gerade noch rechtzeitig egalisiert, sobald sich Kopek an den Scanner setzt.


Fazit: ⭐⭐⭐⭐ / 5


Ich will euch nicht anlügen, Taron Egerton gehört für mich jetzt schon zu den ganz Großen und hat bei mir einen Stein im Brett. Doch abgesehen von kleineren Schwächen ist Carry-On wirklich ein grundsolider, sympathischer Action-Thriller. Den Gepäckstreifen eines Flughafens musst Du erstmal spannend hinbekommen. Ich fühle mich jedenfalls bestens unterhalten. Zudem werde ich mir jetzt erst einmal den heißesten Scheiß von SANTOS auf SoundCloud reinziehen.

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