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September 5 - The Day Terror Went Live (2025)

  • Autorenbild: Michael Scharsig
    Michael Scharsig
  • 31. Jan.
  • 4 Min. Lesezeit

Terror inmitten einer vergangenen Ära, in der Aufruhr noch nicht durch das Internet verstärkt und verbreitet wurde. Freunde von Filmen wie Spotlight, Lee oder Der Moment der Wahrheit werden hier definitiv einen weiteren spannenden Beitrag der Journalistenfilme bekommen. Warum ich bei der Bewertung von September 5 leider meine Wut auf die pseudokorrekte und eindimensionale Netzwelt einfließen lassen muss und trotzdem begeistert bin, erfahrt ihr hier.   

Szene aus dem Film "September 5 - The Day Terror Went Live"

Worum geht es genau?

Am 5. September 1972 sind die Olympischen Sommerspiele in München in vollem Gange. Deutschland möchte sich der Welt liberal und weltoffen zeigen, zum ersten Mal werden die Spiele weltweit live übertragen. Mittendrin: die Nachtschicht des US-Fernsehsender ABC, der sein Studio in der Nähe des olympischen Dorfes leitet. Zwischen 4 und 5 Uhr morgens fallen plötzlich Schüsse im Olympischen Dorf. Palästinensische Terroristen nehmen elf Mitglieder des israelischen Teams als Geiseln. Jüdische Geiseln auf deutschem Boden. Und ein Sender, der live berichtet und weiß, dass es eigentlich genau das ist, was Terror will: gesehen werden.

Terror von nebenan, ohne Twitter und Smartphones

Dem Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum (The Colony, Hell, u. a.) gelingt es, eine fast dokumentarische Atmosphäre zu schaffen, die den Zuschauer unmittelbar in die Ereignisse hineinzieht. Für Medieninteressierte ist der Film besonders reizvoll, da er nicht nur die historischen Geschehnisse, sondern auch die damalige Rolle der Medien in den Fokus rückt. September 5 verzichtet bewusst darauf, den Terroristen ein Gesicht zu geben – eine Entscheidung, die an Christopher Nolans Dunkirk erinnert, der damals die Deutschen als die gesichtslose Bedrohung darstellte.

Stattdessen konzentriert sich der Film auf die Opfer, die Zeugen und die gesellschaftlichen Auswirkungen der Ereignisse. Diese Herangehensweise schafft eine beklemmende Distanz, die den Terror umso greifbarer macht. Die Abwesenheit eines klar definierten „Feindes“ lässt den Zuschauer mit einem Gefühl der Hilflosigkeit zurück, das die damalige Realität widerspiegelt. Es gab einfach keine Variation an Social-Plattformen, keine Foren und keine 20 Talkshows, die praktisch live das Geschehen verfolgen und bewerten konnten.  

Die Schauspielerinnen und Schauspieler liefern durchweg überzeugende Leistungen. Besonders hervorzuheben ist John Magaro (The Big Short, Past Lives, u. a.), der mit seiner intensiven und nuancenreichen Darstellung die emotionale Last der Ereignisse trägt. In gefühlt jeder Szene verkörpert er den Druck, als Rookie im Job überzeugen zu müssen, gleichzeitig aber das Menschliche im Auge zu behalten und in allen Entscheidungen das Richtige entscheiden zu wollen. Ben Chaplin (Snowdon, u. a.) als „betroffener“ Kollege und Peter Sarsgaard (Jackie, u. a.) als „betroffener“ Chef tragen maßgeblich zur dichten Atmosphäre bei, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Das will bei der gut aufgelegten Leonie Benesch (Das Weiße Band, u. a.) als deutsche Übersetzerin nicht ganz gelingen.


Collage aus dem Film "September 5 - The Day Terror Went Live"

Technisch überzeugt der Film durch seine minimalistisch eingesetzten, aber effektiven Mittel. Die Kameraarbeit ist ruhig und präzise, oft fast beobachtend, was den dokumentarischen Charakter unterstreicht. Die Farbpalette ist bewusst gedämpft, was die düstere Stimmung zusätzlich verstärkt. Die Musikuntermalung setzt sparsame Akzente und lässt den Bildern Raum, um ihre Wirkung zu entfalten. Ton und Schnitt kommen dann zur Geltung, wenn im Hintergrund Schüsse fallen oder in emotionalen Momenten voll auf die Gesichter gehalten wird.

Einfach mal nicht blind „Pro-Palästina“ schreien

Was nicht unerwähnt bleiben sollte: das Timing, einen solchen Film in Zeiten eines extrem gespannten Nahost-Konflikts zu veröffentlichen, ist sicherlich weder Zufall noch unüberlegt. Ich finde das selbst befremdlich. Die Entscheidung. Nicht den aber den Film. Warum ich das betone? Wegen des ganzen „pro-palästinensischen“ Unsinns, den User auf Plattformen wie letterboxd hinterlassen und sich wie Aktivisten für das Gute fühlen, wenn sie dem Film in Massen einfach schlechte Bewertungen verpassen. Vor allem kritisieren sie da die Einseitigkeit, man habe die Palästinenser als Monster gezeigt. Ich verstehe ja, dass das Thema emotional aufgeladen ist. Aber:

Dieser Film handelt von einem amerikanischen Fernsehsender, der Anfang der 70er Jahre aus Deutschland sendet. NATÜRLICH ist die Erzählung nicht beidseitig, what the fuck. Einige der historischen Figuren sind Juden. Was wollen die Kritiker denn? Dass die im Film sagen: „Oh ja. Wir haben schon gegen unser Trauma gekämpft, lasst uns hier neutral sein“? Alter. Diese Tiere haben damals unschuldige Menschen abgeschlachtet. Davon abgesehen, dass die Kritik einfach nicht stimmt, wie bereits zuvor („Dunkirk“-Vergleich) erwähnt. Unsichtbar zu sein ist praktisch das GEGENTEIL davon, als Monster dargestellt zu werden.

Aber diese Möchtegern-Aktivisten sind nicht an Fakten interessiert. Sie wollen ihre Agenda in eine Filmkritik einbringen und einen Film über die 70er Jahre, der sich so verhält, als ob das Gezeigte letztes Jahr passiert wäre. Nein. Er zeigt erstaunlich gut gespielt den Zeitgeist und auch - apropos „beidseitig“ - wie Deutschland mit seiner Vergangenheit kämpft. Ich weiß. Das ist hart für einige Ohren. Aber in diesem Film geht es eben nicht um Palästinenser. Es geht um den Terror gegen das israelische Team und noch viel mehr um die Entscheidungen von ABC. Davon abgesehen sind die jüngsten israelischen Taten natürlich nichts anderes als ein Völkermord und ein Verbrechen an der Menschheit. Gibt es in diesem Film irgendeinen Platz für so etwas? Nicht im Geringsten.


Fazit: ⭐⭐⭐⭐½ / 5

September 5 ist ein Film, der durch seine nüchterne, aber packende Darstellung von Terror und dessen Auswirkungen überzeugt. Er ist ein Muss für alle, die sich für historische Ereignisse und deren mediale Aufarbeitung interessieren. Auch wenn der Film stellenweise etwas langatmig wirken mag, lohnt sich das Durchhalten – allein schon für die eindrucksvollen Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler. Es ist kein Film, der mit Action oder spektakulären Wendungen aufwartet. Stattdessen setzt er auf eine subtile, aber umso eindringlichere Erzählweise, die den Zuschauer lange nach dem Abspann beschäftigt.

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