Justin Bieber - SWAG II (2025)
- Michael Scharsig
- 6. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Da müssen wir jetzt alle durch. Am 5. September 2025 erschien mit SWAG II ein überraschendes Reissue von SWAG, dem gerade einmal zwei Monate alten Vorgänger-Album. Mathe-Genies wie ich rechnen und erschrecken: Justin Bieber hat uns echt 44 Songs gedroppt. Ein gewaltiges Paket. Produzenten wie Dijon, Carter Lang und Mk.gee waren beteiligt, dazu Features von Tems, Bakar, Eddie Benjamin oder Hurricane Chris. Inhaltlich bewegt sich das Album zwischen Beziehungen, Vaterschaft, Selbstreflexion und Glaube. Ich selbst konnte mit Biebers Musik bisher wenig anfangen, wollte dem Ganzen aber eine faire Chance geben. Bei 44 Tracks gehe ich hier aber nicht auf alle Tracks einzeln ein. Gehen wir einfach mal rein und hören uns die neuen Sachen an.

Speed Demon eröffnet das Album mit schnellem Beat und klarer Struktur. Der Song wirkt entspannt, aber bleibt in den Strophen belanglos. Für einen Opener zu wenig Biss. Better Man setzt auf Boygroup-Emotionen: weiche Synths, bisschen Soul, die Stimme im Vordergrund. Funktioniert in seiner Absicht, bleibt aber vorhersehbar. Love Song greift romantische Popmuster auf, eingängig, entspannte Drums, aber ohne Überraschung. Für mich wirkt er austauschbar und hat nichts, was man nicht schon anderswo besser gehört hätte. I Do bleibt anschließend in den Strophen flach und klingt wie ein Füller. I Think You’re Special mit Tems ist eine der stärkeren Nummern. Ihre Stimme ergänzt die Atmosphäre, es entsteht mehr Tiefe und Abwechslung. Für mich zeigt sich hier, wie viel solche Features retten können. Trotzdem: Wenn man schon hier vom Highlight sprechen muss, ist das bezeichnend für den Rest des Albums.
Ich sage es, wie es ist. Ich kaufe Justin Bieber zu keiner Sekunde Herz oder Emotion in den Songs ab. Nach den drei Schnarchern Mother In You, Witchya und Eye Candy gibt es dann mit Don’t Wanna samt Bakar-Feature trotzdem das bisherige Highlight. Weniger glatt, kantiger, mit mehr Energie. Endlich wirkt Bieber, als würde er mal nach vorne gehen. Auch Bad Honey macht Laune und grooved sich entspannt durch einige seltsame Effekte im Background. Need It, Oh Man, Poppin My S**, All The Way und Petting Zoo drücken dann allesamt von Trap über Soul bis Pop-Ballade wieder auf die Vollbremse. Moving Fast versucht es wenigstens mal etwas clubbiger und experimentiert. Dotted Line kommt akustisch daher und klingt, als habe jemand Bieber im Nebenraum aufgenommen.
Open Up Your Heart mit Eddie Benjamin bringt wieder mehr Gefühl, eingängige Hooks, schön gesetzte Pausen. Funktioniert hier endlich auch mal emotional, bleibt mir aber trotzdem zu glatt. When It’s Over greift erneut zu alten Schwächen, die bereits fünf-, sechsmal auf diesem Album auffielen. Für Everything Hallelujah wird noch einmal zur Gitarre gegriffen und auf die Tränendrüse gedrückt. Wie gesagt, ich kaufe ihm nichts davon ab. Diese cringen Songtitel helfen dabei nicht. Story of God beschließt das Album mit spirituellen Themen, spoken-word-Passagen und religiösen Bezügen. Ambitioniert, aber für mich ohne Wirkung, weil mir der Zugang zu dieser Ebene fehlt. Ich bin nun mal weder spirituell noch religiös.
Fazit: ⭐⭐ / 5
Mit SWAG II legt Justin Bieber eine müde Erweiterung vor, die kaum Mehrwert bietet. Für mich bleibt er damit in der jüngeren Phase als Künstler belanglos. So hart das auch klingt. Zu viele Songs, zu wenig Substanz, fast ausschließlich auf Streaming-Algorithmen zugeschnittene Längen. Das Netflix unter den Pop-Alben. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen wie Don’t Wanna oder dem Feature mit Tems fehlt es an Energie, Kreativität und Emotion. Ein Album, über das ich nicht mal Witze machen kann, ist schwerer zu ertragen als eines, das wenigstens polarisiert.










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